Klar, wer von Mittelamerika träumt, der denkt vielleicht als Erstes an die Traumstrände von Punta Cana, faszinierende Kulturerbestätten wie Chichén Itzá, oder fotogene Spots wie die Hängebrücken im Dschungel Costa Ricas. Aber oftmals sind es gar nicht diese aus den Medien bekannten Orte, die dir nach der Reise am meisten in Erinnerung bleiben.
Deshalb haben wir unsere Reisespezialistinnen gefragt: Welche Orte haben sich denn ganz besonders in eure Herzen geschlichen?
Es sind keine klassischen Touristenattraktionen, an die sich Kim, Manon und Tessa voller Leidenschaft erinnern – vielmehr sind es Orte des alltäglichen Lebens, tief verwurzelt in Identität, Tradition und Authentizität. Orte, die nicht nur durch Schönheit, sondern vor allem durch ihre Bewohner in Erinnerung bleiben!
Isla Damas in Costa Rica
Die Isla Damas liegt ganz in der Nähe des bekannten Manuel-Antonio-Nationalparks. Einst war dieser Nationalpark ein Muss auf jeder Costa-Rica-Reise. Doch der zunehmende Tourismus hinterließ Spuren: Tiere zogen sich zurück, und die originale Magie ging ein bisschen verloren.
Darum haben wir Manuel Antonio aus unserem Reiseprogramm genommen und setzen stattdessen auf die ruhigere Isla Damas. Sowohl für Manon als auch Kim war der Besuch hier eine intensive Naturerfahrung, die im Gedächtnis blieb: denn wenn man mit dem Kajak durch das weit verzweigte Mangrovensystem paddelt und sich ruhig verhölt, kann man viele Tiere beobachten – höchstwahrscheinlich ehemalige Bewohner des benachbarten, unter „Overtourism“ leidenden Nationalparks.
Quelle: Puraventura
Quelle: Puraventura
Jamao al Norte in der Dominikanischen Republik
Ein Paradebeispiel für gelungenen Community-basierten Tourismus findest du in Jamao al Norte. Statt Bettenburgen und Massentourismus erwarten dich hier lebendige Dörfer mit intakten einheimischen Gemeinden. Wer hier herkommt, kriegt nicht die 0815-Dom-Rep-Erfahung, sondern echte Begegnungen und mindestens ein gemeinsames Mittagessen mit den Gastgeber:innen.
Die Familien hier haben, obwohl der Ort nicht am Strand liegt, ihren eigenen Weg gefunden, um Besuchern der Dominikanischen Republik die hügelige, grüne Heimat im Inneren des Landes zu zeigen: per Kajak!
Wer die Flüsse Jamao und Yasica entlang paddelt, kann rundherum die üppig grüne Landschaft bewundern, in der sich schon lange vor den ersten Touristen das ursprüngliche dominikanische Leben anspielte. Kim erinnert sich an einen dominikanischen Besucher, der nach einem Tag in Jamao sagte: „Das fühlt sich an wie meine Kindheit.“ Echte Authentizität, die tief berührt.
Quelle: Puraventura
Die Kirche von Chamula in Mexiko
Wenn du denkst, wer eine Kirche Mexikos gesehen hat, hat sie alle gesehen – dann warst du noch nicht in Chamula. In diesem Ort in Mexiko, in der Nähe von San Cristobal de las Casas, gibt es eine Kirche, deren Ruf ihr weit vorauseilt. Und das liegt nicht nur an ihrer schönen Architektur…
Diese Kirche ist Schauplatz einer faszinierenden, kuriosen und für manche leicht morbiden Tradition voll gelebter indigener Spiritualität: Hühneropferungen! Sie sind Teil der Zeremonien, die hier stattfinden, und ein uraltes Symbol für Heilung und Opfergabe.
Hier prallt nichts aufeinander – katholische und indigene Glaubensvorstellungen der Tzotzil-Leute sind zu einer einzigartigen Spiritualität verwoben, die du nur verstehen kannst, wenn du sie selbst erlebst. Der Boden ist mit Kiefernnadeln bedeckt, es gibt keine Bänke, dafür aber brennende Kerzen, Gesänge und Rituale, die du so nirgendwo sonst erlebst. Für Hühner-Freunde vielleicht nicht der richtige Ort, aber unumstritten ein perfektes Beispiel dafür, wie die uralte Kultur bis heute weiter lebendig bleiben kann.
Quelle: Puraventura
Das Manos de Fe Frauenkollektiv am Atitlán-See in Guatemala
Als Reisespezialistin Tessa im vergangenen Jahr entlang der Maya-Route unterwegs war, besuchte sie das Frauenkollektiv „Manos de Fe“ nahe dem Atitlán-See. Diese Gruppe von traditionellen Weberinnen werden seit 2022 von der nichtstaatlichen Organisation V Social unterstützt, denn sie haben eine wichtige Mission:
Die 16 Frauen stellen handgefertigte Textilien her, bieten Workshops an und geben Besuchern einen Einblick in ihre von Geschick und Tradition geprägtes Kulturerbe. Dabei geht es nicht darum, die Kultur zu verkaufen oder Mitleid zu erregen, sondern um Selbstermächtigung, Stolz und Zukunftsperspektiven.
Es ist mehr als ein Sozialprojekt – es ist eine Bewegung, und einer der vielen Schritte auf dem Weg in Richtung von nachhaltigem, gemeindebasierten Tourismus.
Ganz in der Nähe befindet sich auch der farbenprächtige Markt von Chichicastenango – aber es sind die Gespräche mit den Frauen von Manos de Fe, die Tessa am meisten bewegt haben. Während man lernt, wie man selbst traditionelle „muñecas quitapenas“ (Sorgenpüppchen) herstellt, lernt man nicht nur etwas über das alte Handwerk und seine Signifikanz im Alltag der Leute hier, sondern auch über kulturelle Identität in Guatemala.
Quelle: Puraventura
Quelle: Puraventura
Die Menschen von Soplillar in Kuba
Soplillar ist ein kleines Dorf unweit der berühmten Schweinebucht – und doch ist es eine völlig andere Welt.
Hier hat sich eine Gemeinschaft aus einfachen Verhältnissen heraus entwickelt, die Tourismus als Chance nutzt, ihre Kultur und Geschichte zu teilen. Einheimische Familien öffnen ihre Häuser, erzählen von ihrer Vergangenheit, ihren Herausforderungen und ihrer Hoffnung für die Zukunft.
Das Projekt „Transformación Comunitaria“ zeigt, wie viel Veränderung möglich ist, wenn Menschen zusammenhalten.
Für Kim war der Besuch in Soplillar einer der emotionalsten Highlights ihrer Kuba-Reise: „Es sind nicht die alten Autos oder Havannas Fassaden, sondern die Geschichten der Menschen, die bleiben.“
Quelle: Puraventura
Was wirklich bleibt
Es sind selten die berühmten Sehenswürdigkeiten, die uns im Herzen bleiben. Es sind die zwischenmenschlichen Begegnungen, die Besuche bei Wildtieren, ungestört in ihrem natürlichen Zuhause, die geknüpften Kontakte, die gelebte Kultur und das neu gefundene Verständnis für einander.
Wenn du also das nächste Mal verreist, frag dich: Suchst du Sehenswürdigkeiten – oder bereichernde Erinnerungen?