Lucha Libre: mexikanisches Wrestling und Volkssport

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Hast Du schon einmal von Lucha Libre gehört? Es ist eine Sportart, genauer gesagt eine Form des professionellen Wrestlings, die sich in Mexiko entwickelt hat und die untrennbar mit der dortigen Alltagskultur verbunden ist. Wenn Du eine Reise nach Mexiko planst, oder Dich auch einfach nur sehr für die faszinierende mexikanische Kultur interessierst, dann lies weiter! Wir erklären Dir, was es mit den „Luchadores“ und ihren farbenprächtigen Masken auf sich hat – und warum auch alle, die sich nicht für Wrestling interessieren, ein paar wichtige Hintergrundinfos wissen sollten.

Mexikos Spektakuläre Wrestling-Kultur: Lucha Libre als Volkssport

Viele Länder haben einen National- oder Volkssport: wichtige Sportevents werden mit großem öffentlichen Interesse verfolgt, die Stars der Szene sind idealisierte Superhelden für Kinder und Nachwuchssportler, und jede Oma kennt ihre Namen.

In Mexiko rankt sich eine solche, lebendige Volkssport-Kultur um Lucha Libre, die landeseigene Form des Wrestlings. Dieser faszinierende Sport zieht nicht nur Wrestling-Fans in seinen Bann, sondern ist auch ein wichtiger Bestandteil der mexikanischen Kultur und Identität.

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Quelle: Claudia Raya/Unsplash


Lucha Libre: Was ist das genau?

Bei Lucha Libre (was wörtlich „freier Kampf“ bedeutet) handelt es sich um einen Zweikampf, der üblicherweise in einer Art Boxring ausgetragen wird. Die Kämpfer werden „Luchadores“ genannt – weibliche Kämpfer sind entsprechend „Luchadoras“ – und natürlich geht es bei einem Match darum, den Gegner zu bezwingen! 

Allerdings nach bestimmten Regeln: Ziel ist, den Gegner hinunter auf die Matte zu bringen und ihn bzw. sie dort zu halten, während der Ringrichter auf drei zählt. Ist der Gegner bei drei noch nicht wieder oben, zählt das als „Pin“. Üblicherweise dauern Lucha Libre-Matches drei Gewinnrunden und Sieger ist, wem es zuerst gelingt, das Gegenüber zweimal zu „pinnen“.

Ein Match muss aber nicht immer mit einem Sieg enden; manchmal sieht sich ein Luchador zur Aufgabe gezwungen oder wird disqualifiziert.

 

Das Besondere an Lucha Libre: die Masken

Die Zweikämpfe sind zwar an sich schon spannend, aber was Lucha Libre ganz offensichtlich von anderen Wrestling-Formen unterscheidet, sind die knallbunten Masken. Fast alle Luchadores und Luchadoras haben eine einzigartige Maske, die bei jedem Kampf und auch bei öffentlichen Auftritten getragen wird. Hierbei geht es nicht darum, die Identität der Sportler zu verbergen, sondern vielmehr wird eine neue Kampf-Persona, ein Alter-Ego erschaffen, mit eigenem Charakter und Geschichte – repräsentiert durch die auffällige Maske.

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Quelle: Larry Costales/Unsplash

Die Masken erinnern so manchen vielleicht an die Kostüme des Dia de los Muertos, haben aber damit nichts zu tun. Sie entwickelten sich nahezu zeitgleich mit Lucha Libre in den 1930er Jahren und trugen wahrscheinlich viel dazu bei, dass aus dieser Wrestling-Form ein kultiger Volkssport wurde. Legendäre Wrestler wie El Enmascarado (Der Maskierte), Ciclón McKey und La Maravilla Enmascarada (Der maskierte Wunderbare) waren die ersten, die mit selbst-designten Masken in den Ring traten.

Riesiges Aufsehen erregen besonders die „Máscara vs. Cabellera“-Kämpfe, bei denen der Verlierer entweder seine Maske abnehmen oder seine Haare abschneiden muss. Diese Begegnungen gelten als besonders emotional und haben eine große Bedeutung, da die Maske für einen Luchador ein Symbol der Ehre und Identität ist. Für viele Wrestler markiert eine solche Niederlage das Ende ihrer Karriere.

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Quelle: Canva

Viel Drama, aber Regeln werden respektiert

Auch wenn der grundlegende Ablauf eines Lucha Libre-Matches simpel klingt, geht es fast immer hoch her, denn die Luchadores boxen nicht einfach, sondern kämpfen mit akrobatischen Bewegungen, schwierigen Manövern, schnellen Abfolgen und gerne auch mal dramatischen Inszenierungen. 

Physische Stärke ist natürlich wichtig, aber längst nicht der alles-entscheidende Faktor: Im Gegensatz zum amerikanischen Wrestling geht es beim Lucha Libre viel mehr um komplexe Technik. Es gibt eine Vielzahl von Griffen, Würfen und Sprüngen, die nicht nur spektakulär aussehen, sondern die auch viel Raum für Abwechslung, Improvisation und Überraschung bringen. So ist es den Luchadores auch möglich, einen ganz eigenen Kampfstil zu entwickeln, mit Tricks oder Manövern, die zu charakteristischen Kunstgriffen werden.

Trotz aller Show gibt es wichtige Regeln, die immer respektiert werden. So wird man sofort disqualifiziert, wenn man:

  • dem Gegner die Maske ganz herunterzieht
  • die Seile des Rings für Hebelwirkung nutzt
  • den Gegner nicht sofort loslässt, wenn er die Seile berührt
  • bestimmte Haltegriffe und Manöver anwendet oder Angriffe in der Leistengegend macht
  • den Ringrichter angreift
  • Einmischung von außerhalb des Rings nutzt

Claudia Raya

Quelle: Claudia Raya/Unsplash

Wie alles begann: ein bisschen Geschichte

Lucha Libre begann in den frühen 1930er Jahren, sich in Mexiko zu entwickeln und an Beliebtheit zu gewinnen. Aus dieser Zeit stammt auch die älteste noch aktive Wrestling-Promotion der Welt, die Consejo Mundial de Lucha Libre (CMLL). Als Zentralfigur wird oft Salvador Lutteroth González genannt, ein Wrestler aus Texas, der den Sport nach Mexiko brachte.

Besonders nach der Einführung der Masken, die ein Markenzeichen des Lucha Libre wurden, gewann der Sport rasant an Beliebtheit und einige berühmte Luchadores wurden zu regelrechten Ikonen, die ihrem Sport in der ganzen Bevölkerung zu Bekanntheit verhalfen. 

 

Die berühmtesten Lucha Libre-Wrestler aller Zeiten

El Santo: Der wohl berühmteste und einflussreichste Luchador aller Zeiten war wohl El Santo (der Heilige). Nach dem Beginn seiner Wrestling-Karriere in den frühen 1940er Jahren auf und wurde er zu einer nationalen Ikone. Über 40 Jahre lang kämpfte er im Ring. Auf seiner Figur basierend gibt es außerdem eine Comic-Reihe, die bis heute in Mexiko sehr beliebt ist, und auch in insgesamt 52 Filmen wirkte er als Schauspieler mit. Bis heute ist er ein fester Bestandteil der mexikanischen Popkultur. 

El Santo nahm seine schlichte, silberne Maske die ganze Zeit über niemals ab – sogar nach dem offiziellen Ende seiner Karriere nicht. Erst eine Woche vor seinem Tod zog er sich die Maske während eines Live-Fernsehauftritts überraschend vom Kopf. Sein Name und Vermächtnis wurde von seinem jüngsten Sohn weitergeführt, der als El Hijo del Santo (der Sohn des Heiligen) in den Ring trat und ebenfalls als Top-Wrestler gilt. Heute sind auch mehrere Enkel El Santos im Lucha Libre aktiv.

El Santo

Quelle: Gobierno CDMX/Wikipedia

Neben El Santo gibt es zahlreiche andere legendäre Luchadores, die das Erbe des Lucha Libre geprägt haben:

Demonio Azul (Blue Demon): Ein Zeitgenosse und oftmals auch Gegner von El Santo war Blue Demon. Er feierte zahlreiche Siege und formte zusammen mit The Black Shadow das erfolgreiche Tag Team Los Hermanos Shadow. Wie El Santo wurde auch Demonio Azul mit seiner Maske begraben. 

Mil Máscaras: Dieser Wrestler, bekannt als „der Mann der tausend Masken“, gewann nicht nur innerhalb Mexikos viele Kämpfe, sondern war auch international aktiv, vor allem in den USA. Passend zu seinem Namen trug er nicht immer nur eine charakteristische Maske, sondern hatte viele verschiedene. Durch seine Erfolge und sein auffälliges Auftreten trug er dazu bei, dass Lucha Libre auch außerhalb Mexikos berühmt wurde.

Rey Mysterio (Mysteriöser König): Ein zeitgenössischer Wrestler, der sowohl in Mexiko als auch in den USA große Erfolge feierte und mitverantwortlich dafür ist, dass Lucha Libre bis heute nichts an Popularität eingebüßt hat. Viele junge Luchadores sind von ihm inspiriert.

 

Serafino Forcinti

Quelle: Serafino Forcinti/Flickr

Luchadoras: Frauen im Lucha Libre

Gleich von Anfang an mischten auch Frauen aktiv beim Lucha Libre mit: Bereits in den 1940er Jahren gab es legendäre Luchadoras wie Irma González, die sogar gegen internationale Gegnerinnen antraten. Wie so oft mussten Frauen jedoch erstmal den Kampf gegen das Patriarchat gewinnen, bevor sie sich ebenso frei am Sport beteiligen konnten wie ihre männlichen Kollegen: über 30 Jahre lang, zwischen 1950 und den frühen 80ern, war es Frauen in Mexiko-Stadt verboten, Lucha Libre zu betreiben.

Seitdem dieses Verbot beendet wurde, haben sich Luchadoras ihren Platz in der Welt des mexikanischen Wrestlings erkämpft und spielen mittlerweile eine wichtige Rolle im Sport.

Gefeierte Kämpferinnen wie Lady Apache, Lola Gonzales, und La Diabolica zeigten, dass Frauen ebenso spektakuläre und technische Kämpfe liefern können wie ihre männlichen Mitstreiter, und auch heute ist die Szene durch Champions wie Lady Shani sehr lebendig.

 

Die kulturelle Rolle des Lucha Libre

Lucha Libre ist mehr als nur ein Sport. Jeder, der sich in Mexiko ein bisschen umgesehen hat, wird merken: Der Sport ist ein kulturelles Phänomen. Wenn wichtige Lucha Libre-Veranstaltungen anstehen, kommen Freunde und Familie zusammen, um gemeinsam zuzuschauen – es wird ein soziales Event daraus. Auch die bunten Masken und Kostüme spiegeln die reiche Tradition und Kreativität Mexikos wider. 

Für die Wrestler selbst ist der Sport nicht nur Karriere, sondern hat auch einen wichtigen sozialen Aspekt. Viele Luchadores engagieren sich in ihren Gemeinden und nutzen ihre Popularität, um Aufmerksamkeit auf soziale Themen zu lenken, Kunst und Musik zu beeinflussen und mit Musikern und Künstlern zusammenzuarbeiten, die von dramatischen Inszenierungen und den bunten Charakteren inspiriert sind.

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Quelle: Canva

Wusstest Du, dass…?

Lucha-Filme: Die Sportart hat ein eigenes Filmgenre hervorgebracht! Wenn maskierte Superhelden wie Zorro und Batman berühmt sein können, dann gilt das gleiche für die Luchadores, die erstklassiges Superhelden-Material aus dem echten Leben liefern. Die Filmindustrie Mexikos begann in den 1950er Jahren Filme zu drehen, in denen entweder Schauspieler als Luchadores auftraten oder die Luchadores selbst vor die Kamera traten, um effektiv sich selbst darzustellen – auch El Santo und Blue Demon waren unter ihnen, was ihren Legendenstatus nur noch verfestigte. 

Hartes, umfassendes Training: Wer ein erfolgreicher Luchador werden will, der muss nicht nur körperlich fit sein und viel trainieren, sondern oftmals gehört auch viel Schauspielkunst dazu – denn die Persönlichkeit des Wrestling-Charakters und deren Auftreten gehören eben auch zum Lucha Libre dazu. Viele durchlaufen ein intensives Training, das bereits in jungen Jahren beginnt, und trainieren oft jahrelang, bevor sie professionell kämpfen.

Lucha Libre bietet jedem eine Chance: Der mexikanische Volkssport ist für alle. Egal, aus welcher sozialen Klasse man kommt, jeder hat die Chance, ein Luchador oder eine Luchadora zu werden und so Armut oder benachteiligten Verhältnissen zu entkommen. Wer hart trainiert und sich im Ring einen Namen macht, kann zu Ruhm und Reichtum kommen.

Jamar Crable

Quelle: Jamar Crable/Unsplash

Neugierig geworden?

Jetzt weißt Du: Lucha Libre ist nicht nur ein faszinierender Sport, sondern gleichzeitig auch Unterhaltung mit großer sozialer Bedeutung. Tief in der mexikanischen Kultur verwurzelt stellt Lucha Libre definitiv einen Teil der mexikanischen Kultur dar, den Du kennenlernen musst, wenn Du so richtig hinter die Kulissen von Land und Leuten schauen möchtest. Begleite uns auf unserer intensiven Entdecker-Rundreise durch Mexiko – und mit etwas Glück bietet sich Dir die Gelegenheit, ein Lucha Libre-Match direkt vor Ort zu erleben. 

 

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