Wenn Sie den Film Ruinen noch nicht gesehen haben, dann tun Sie es auch nicht, bevor Sie nicht die grandiose Ruinenstadt Chichen Itza besucht und ihre ganze Pracht selbst erlebt haben!
Für alle, die von dem Thriller „Ruinen“ aus dem Jahr 2008 noch nie gehört haben, er handelt von einer Gruppe Touristen, die eine kürzlich ausgegrabene Maya-Pyramide besuchen. Bald wird jedoch klar, dass die Vegetation rund um die Ruinen ein eigenes Bewusstsein hat und die Reisenden müssen einen Weg finden, zu entkommen, bevor es zu spät ist.
Auch wenn der Film natürlich reine Fiktion ist, überrascht es nicht, dass ein Ort wie Chichen Itza eine solche Geschichte inspiriert. Diese von üppig grünem Dschungel umgebenen Überreste einer immer noch geheimnisumwitterten alten Kultur regen die Fantasie einfach an. Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, wollen wir hier einiges von dem vorstellen, was über dieses Weltwunder bisher bekannt ist.
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Chichen Itza hat die am besten erhaltenen Maya-Ruinen in Zentralamerika. Die Stadt wurde 550 errichtet und war etwa 1000 Jahre lang bewohnt. Ihr Standort auf der Halbinsel Yucatán wurde aufgrund der Nähe zu Wasserquellen, darunter Cenotes, gewählt. Tatsächlich bedeutet das Wort Chichen so viel wie „Mundbrunnen“. Itza ist der Name des Volkes, das sich hier angesiedelt hatte. Zur Blütezeit der Stadt lebten 35.000 Menschen hier. Die berühmten Bauwerke, die wir heute noch sehen können, wurden zu verschiedenen Zeiten errichtet. Die Gebäude haben sehr bedeutungsvolle Namen, wie „Nonnenkloster“, „Kriegertempel“ und „Schneckenturm“.
Am auffälligsten ist El Castillo („Die Burg“), die fast 25 Meter hohe Pyramide mit 365 Stufen bis zur Spitze – eine für jeden Tag des Jahres. Zur Tag-Nacht-Gleiche im Frühling und Herbst sieht der Schattenwurf auf der Pyramide aus, als würde sich eine Schlange die Stufen hinunterschlängeln. Die Pyramide ist dem Gott Quetzalcoatl gewidmet, der als Federschlange dargestellt wird.
Es gibt in Chichen Itza außerdem den größten Ballspielplatz seiner Art in Mittelamerika. Gespielt wurde unter freiem Himmel und die Ringe, durch die der Ball befördert werden musste, waren mit ineinander verschlungenen Schlangen verziert. Der Ball durfte nicht mit den Händen, aber im Unterschied zum Fußball auch nicht mit den Füßen berührt werden. Im alten Maya-Text Popul Vuh wird dieses Ballspiel als ein Kampf zwischen den Kräften der Dunkelheit und des Lichts beschrieben. Der Spielplatz war dabei ein Portal zur Unterwelt.
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Viele Menschen verbinden die Maya mit Menschenopfern, was möglicherweise auch eine Inspiration für die Macher des Films Ruinen war. Tatsächlich hatte das Spiel eine rituelle Komponente und vermutlich wurde es gespielt, um politische Konflikte beizulegen. Und auch wenn Menschenopfer ein essenzieller Teil der Maya-Kultur waren und als entscheidend für die Fruchtbarkeit angesehen wurden, ist unklar, ob diese regelmäßig nach einem solchen Spiel stattfanden. Auf jeden Fall gibt es Skulpturen, die abgetrennte Köpfe zeigen. Interessanterweise deutet die Mythologie darauf hin, dass dieses Opfer als Ehre galt, die dem Sieger zuteil wurde.
Ebenso wichtig wie Rituale und Opfer war für die Maya auch die Astronomie. El Caracol, „der Schneckenturm“, ist das Observatorium von Chichen Itza. Viele der schriftlichen Aufzeichnungen, die aus den Kodizes der Maya erhalten geblieben sind, drehen sich um Himmelserscheinungen, und die Bauwerke von Chichen Itza sind in Relation zu Sonne, Sternen und Planeten angeordnet. Das astronomische Wissen der Maya gehörte zum fortschrittlichsten, das die Menschheit vor der Erfindung des Teleskops hatte.
Viele der kunstvollen Verzierungen der Mauern von Chichen Itza sind tatsächlich schriftliche Aufzeichnungen – als würden die Wände sprechen! Die Glyphen der Maya sind eine komplexe Schrift, die Logogramme und Silbenzeichen verbindet. Wie diese entschlüsselt wurde, ist eine der faszinierendsten Geschichten der Archäologie. Es dauerte Jahrzehnte und als es endlich gelang, eröffnete das ein völlig neues Verständnis für diese alte Hochkultur.
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Auch wenn Sie nicht befürchten müssen, dass die Lianen Jagd auf Sie machen wie in Ruinen, werden Sie vielleicht feststellen, wie heilig bestimmte Pflanzen und Blumen den alten Maya ebenso waren wie den indigenen Völkern, die heute in der Region leben. Zeichnungen besonderer Pflanzen sind auf Artefakten wie Tellern und Schokoladentrinkbechern abgebildet. Häufig zu sehen ist etwa der Kapokbaum, den die Maya als „Ersten Baum“ betrachteten, der im Zentrum der Welt steht.
Vieles von der Geschichte der Maya und den Überresten ihrer Kultur ist immer noch geheimnisumwittert. Daher ist es kein Wunder, dass Filme wie Ruinen sich dieses Motivs bedienen. Wenn Sie Chichen Itza besuchen, stellen Sie sich einmal all diese Gebäude in leuchtenden Farben vor, und dazwischen tausende Menschen, die hier ihrem Alltag nachgehen. Es ist erstaunlich, dass eine Kultur mit so fortschrittlichem Wissen über den Kosmos und so weit entwickelter Kunst und Kultur nach tausend Jahren zusammenbrechen konnte. Krankheiten, politische Unruhen und Dürre sind mögliche Erklärungen dafür, allerdings weiß niemand, was genau passiert ist.
Immerhin können wir mit (sehr großer) Sicherheit sagen, dass die alten Maya nicht wie in Ruinen von einem Dschungel, der ein eigenes Bewusstsein entwickelt hat, verschlungen wurden. Lassen Sie sich also davon nicht abschrecken und freuen Sie sich auf den Moment, wenn Sie aus dem Dschungel treten und die gewaltigen Türme von Chichen Itza vor sich sehen. Sie werden überwältigt sein – aber nicht von irgendwelchen Schrecken, sondern von der Ehrfurcht und Bewunderung für die grandiosen Überreste dieser unglaublichen untergegangenen Kultur.