Man kennt Costa Rica als Land mit riesiger Artenvielfalt und diversen, wunderschönen Naturlandschaften – aber war dir auch bewusst, dass die Kultur Costa Ricas genau so viele Gesichter hat wie die Natur?
In der Provinz Limón im Südosten Costa Ricas, an der karibischen Küste, ist die Kultur der Afro-Costa Ricaner lebendig – Costa Ricaner mit afrikanischen Wurzeln. Über verschlungene Wege brachten Afrikaner ihre kulturellen und sprachlichen Einflüsse in diese Region, woraus sich ein einzigartiger kultureller Mix entwickelte. Die Traditionen, die Rhythmen, Aromen und Geschichten der afro-costa-ricanischen Kultur sind lebendige, bereichernde Zeugen dieser Geschichte.
Lerne die Afro-Costa Ricaner kennen!
Nicht alle Ticos und Ticas (wie sich die Costa Ricaner selbst nennen) stammen von den spanischen Conquistarores ab – rund 8 % der Bevölkerung Costa Ricas identifizieren sich als afro-costa-ricanisch. Der Großteil von ihnen lebt in der Provinz Limón, und wer dort zu Besuch ist, wird den Unterschied merken: Die Region ist geprägt von karibischer Lebensweise!
Reis mit Bohnen und Kokosnuss auf den Tischen, Klänge von Reggae- und Calypso-Musik in der Luft und Menschen, die Lebensfreude und Gemeinschaftsgeist versprühen...
Mit ihrer Musik, ihrem Essen und ihrer Sprache haben sie der Region ein unverwechselbares Flair verliehen, das definitiv zum Gesamtbild der landestypischen Pura-Vida-Stimmung passt – aber gleichzeitig auch durch seine Einzigartigkeit hervorsticht.
Quelle: Puraventura
Schiffbrüchige Sklaven: Die ersten Afrikaner
Die paradiesisch schöne Küste in der Gegend von Cahuita war noch unbewohnt, als im Jahr 1710 die ersten Afrikaner auf abenteuerliche und tragische Weise hier ankamen: Es waren Sklaven, die sich an Bord zweier dänischer Schiffe befanden. Es war keine angenehme Reise: Stürme im karibischen Meer, Schiffbruch, Meutereien – und letztendlich sollen an die 650 Afrikaner einfach an der Küste ausgesetzt und zurückgelassen worden sein.
Man weiß nicht allzu viel über ihr Schicksal, aber es wird vermutet, dass sie weiter im Innern des Landes auf den indigenen Stamm der Bribri stießen, sich mit diesen Leuten vermischten oder sich ihnen anschlossen.
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Nach der Abschaffung der Sklaverei
In den kommenden hundert Jahren tat sich viel an der Küste von Limón. Schmuggler und Piraten fanden hier Zuflucht, und unter der spanischen Kolonialherrschaft wurden viele weitere Afrikaner als Sklaven ins Land gebracht, um auf den Haciendas zu arbeiten.
1824 wurde die Sklaverei in Costa Rica offiziell abgeschafft. Das brachte zwar Freiheit, aber auch viele neue Herausforderungen mit sich. Viele arbeitslose Ex-Sklaven fanden zwar bezahlte Arbeit als Landarbeiter oder im Hafen von Limón, aber sie lebten in Armut und wurden Opfer sozialer Ausgrenzung. Zugang zu Bildung wurde ihnen stark erschwert, sie durften kein Land besitzen – auch wenn Sklaverei nun verboten war, ließ sich die tief in der Gesellschaft verankerte Diskriminierung nicht so schnell verbannen.
Was den afrikanischen Menschen Kraft gab, war ihr starker Zusammenhalt und ihr ausgeprägtes Gefühl ihrer kulturellen Identität – im Angesicht aller Ungerechtigkeiten hielten sie an ihrem Erbe und einander fest und entwickelten ihre eigenen Traditionen und Lebensweisen weiter.
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Gastarbeiter aus Jamaika: Der Bau der Eisenbahn
Das nächste Kapitel in der Geschichte der Afro-Costa Ricaner begann Ende des 19. Jahrhunderts, als für den Bau der Atlantik-Eisenbahn mehr Arbeitskräfte im Land gebraucht wurden. Zunächst kam eine Welle von chinesischen Gastarbeitern an, die jedoch mit dem tropischen Klima nicht so gut klarkamen. Deshalb wurden bald zahlreiche Arbeiter aus Jamaika angeworben.
Tropische Krankheiten und unglaublich anstrengende körperliche Arbeit erwartete die jamaikanischen Gastarbeiter, aber sie überstanden es, passten sich an, wurden Teil Costa Ricas, und machten sie die ethnische und kulturelle Landschaft des Landes noch bunter und diverser.
Sie brachten nicht nur ihre Sprache mit, das Patois, das bis heute in den Gegenden an der karibischen Küste gesprochen wird – sondern auch ihre Religion (Rastafarianismus), ihre Reggae-Rhythmen und ihre kulturellen Traditionen. Diese Spuren sind bis heute in Limón zu sehen (und vor allem zu hören!).
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Was ist das typische afro-costa-ricanische Kulturgut?
Nach diesem kleinen Blick auf die Geschichte dieser costa-ricanischen Gegend kannst du sicherlich verstehen, warum sich in Limón ein wirklich einzigartiges Kulturgut entwickelt hat – und jedes Jahr am 31. August wird genau dieses Kulturgut gefeiert!
Der „Día de la Persona Negra y la Cultura Afrocostarricense“, also der Tag der Schwarzen und der afro-costa-ricanischen Kultur, wird mit farbenfrohen Paraden, traditionellen Tänzen, Musik und natürlich jede Menge gutem Essen gefeiert.
Appetit auf afro-karibische Küche!
Gutes Essen: das heißt in der afro-karibischen Kultur oft einfach „Rice and Beans“: ein Gericht aus Reis und Bohnen, das mit Kokosmilch gekocht wird und eine unverwechselbare karibische Note hat. Auch „Rondón“ steckt voller typischer Aromen. Es ist eine herzhafte Suppe mit Fisch, Kokosmilch und Gemüse.
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Calypso-Musik und Feierlichkeiten
Musik ist das Herz der afro-costa-ricanischen Kultur, und die Region hat ihre ganz eigenen Klänge und Rhythmen. Besonders der Calypso ist tief in der Region verwurzelt. Walter Ferguson, der als „Vater des costa-ricanischen Calypso“ gilt, hat mit seinen Liedern die Lebensfreude und Herausforderungen der Afro-Costa Ricaner auf den Punkt gebracht.
Andere Einflüsse kamen vom Reggae und Soca. In Puerto Viejo findet jedes Jahr die Wolaba Parade statt – die Straßen werden zu öffentlichen Tanzflächen und einheimische Bands (wie die Kawe Band) sorgen für ausgelassene Stimmung, indem sie die Klänge der Vorfahren mit modernen Einflüssen vermischen. Hör doch einmal rein!
Fröhlichkeit trotz aller Widrigkeiten
Die afro-kosta-ricanische Kultur steckt voller Fröhlichkeit und Lebenslust, ist ein unverzichtbarer, bereichernder Teil von Costa Rica. Wir finden, man kann gar nicht nach Cahuita und Puerto Viejo reisen, ohne sich in den besonderen Flair zu verlieben!
Doch nicht immer erfuhr das Kulturerbe die Wertschätzung, die es verdient. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts durften Afro-Costa Ricaner nicht außerhalb von Limón leben oder arbeiten. Rassismus und Diskriminierung haben tiefe Spuren hinterlassen, die leider bis heute nicht ganz verschwunden sind.
Ein personifiziertes Zeichen der Hoffnung ist Epsy Campbell, die an dieser Stelle unbedingt erwähnt werden muss: Sie war die erste Vizepräsidentin afrikanischer Herkunft in Costa Rica. Als Symbol für den Fortschritt und den Kampf für Gleichberechtigung setzt sie sich dafür ein, dass der kulturelle Reichtum bewahrt wird.
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Schließlich ist Costa Rica ein Land der Vielfalt und Diversität – etwas, das gefeiert werden sollte! Ein Besuch in Limón ist eine Reise in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einer Gemeinschaft, die niemals ihren Rhythmus verloren hat.
Bist du neugierig geworden und würdest gerne selbst die besondere Welt der Costa Ricaner kennenlernen, die in Cahuita und Puerto Viejo ihr afro-karibisches Kulturerbe lebendig halten? Begleite uns doch auf einer unserer Costa Rica-Rundreisen!
Wiege dich zu den Rhythmen traditioneller Calypso-Musik, probiere die einheimischen Spezialitäten und entspanne dich umgeben von fröhlich-karibischer Stimmung und tropischer Küstenschönheit. Vielleicht wirst du sogar ein paar Tanzschritte oder ein paar Worte in Patois oder Bribri lernen?