Mittelamerika Blog von Puraventura

Matanzas: die vergessene Kulturhauptstadt Kubas

Geschrieben von Annie | 15.01.25 09:16

Reisende in Kuba haben oftmals eine vage Vorstellung davon, was „typisch kubanisch“ ist: Oldtimer und Tabakplantagen, weiße Strände, Salsa und dicke Zigarren. Nach genau diesen Dingen halten sie Ausschau, weshalb ihnen in den Touristen-Hotspots der Insel auch genau dieses Bild präsentiert wird. Allerdings: Kuba hat noch so viele weitere Gesichter! Und das, was auch für die Einheimischen als „typisch kubanisch“ gilt, findet man oft abseits der Touristenpfade … in kleineren, weniger besuchten Städten wie Matanzas.

Die „Stadt der Brücken“ zählt nur knapp über 150 000 Einwohner und wird von Gästen Kubas gerne mal übersehen. Dabei liegt Matanzas genau zwischen der Hauptstadt Havanna und dem Tourismus-Ort Varadero und eignet sich daher ideal für einen Zwischenstopp voller authentischer Kultur und jeder Menge Geschichte.

Wo liegt Matanzas?

Matanzas ist der Name einer Provinz im Nordwesten Kubas, und ihre Hauptstadt trägt den gleichen Namen und liegt an der Straße von Florida, an der Nordküste Kubas. Anders als zum Beispiel Baracoa liegt sie nur etwa 90 Kilometer östlich von Havanna, ist sehr gut zu erreichen und fungiert heute in vieler Hinsicht als das Eingangstor zur Halbinsel Varadero, die für ihre schicken Resorts an weißen Traumstränden berühmt ist.

Viele Kubaner, die in der Tourismusbranche von Varadero arbeiten, wohnen in Matanzas – es ist eine Stadt der Einheimischen, authentisch – keine für den Tourismus aufpolierte Fassade. Dazu ist Matanzas weder hektisch noch verschlafen, sondern bietet genau die richtige Mischung aus urbanem Leben und entspannter Atmosphäre.

Auch die Provinz außen herum hat ihre Verlockungen: die wunderschöne Bucht von Matanzas im Norden, rollende Hügel mit tropischer Vegetation in der Mitte und im Süden die von Mangroven überzogene Halbinsel Zapatas.

Quelle: Canva



17 Brücken und eine bewegte Geschichte

So friedlich wie heute ging es in Matanzas allerdings nicht immer zu. Gegründet die Stadt bereits 1693 von spanischen Siedlern, die wahrscheinlich in blutige Konflikte mit den indigenen Taíno verwickelt waren. Darauf soll sich – etwas morbide – der Name der Stadt beziehen, den man etwa als „Gemetzel“ übersetzen kann.

Einladender als der Name war die florierende Zuckerproduktion, die Matanzas im 19. Jahrhundert zu einem wichtigen Zentrum machte. Die Plantagen im Umland brachten großen Reichtum in die Stadt. Bald gab es mehr Arbeit, als Hände da waren, weshalb Matanzas ebenfalls zu einem Zentrum des Sklavenhandels wurde. 

Matanzas als kulturelles Herz der Vergangenheit

Nicht nur das Kulturerbe der spanischen Sieder und europäischen Händler, sondern auch der afrikanischen Sklaven ist tief in der Region verwurzelt. Der Reichtum der Stadt sorgte außerdem dafür, dass sich Matanzas zu einer richtigen Kulturstadt entwickelte, mit Theatern, Literaturzirkeln, Dichtern, Musikern und Künstlern. Das kreative Flair dieser vergangenen Blütezeit ist bis heute noch in der Stadt spürbar! 

Die Stadt mit ihren 17 Brücken galt damals als das kulturelle Herz Kubas: Hier wurden Rhythmen wie der Danzón und die Rumba geboren, die heute fester Bestandteil der kubanischen Identität sind.

Im 19. Jahrhundert verlor die Stadt an wirtschaftlicher Signifikanz. Sklaverei gab es nicht mehr, andere Häfen wurden wichtiger, und es gab einige wirtschaftliche Rückschläge. Es war eine Phase, in der das kulturelle Juwel in einen Dornröschenschlaf verfiel – erst in jüngerer Vergangenheit begann man, die alten Kolonialbauten zu sanieren und Matanzas wieder neues Leben einzuhauchen.


Quelle: Puraventura

Sehenswürdigkeiten in Matanzas

Symbol der Stadt: Teatro Sauto

Es gibt viele Prachtbauten aus der Blütezeit der Stadt, aber das neoklassizistische Teatro Sauto verdient besondere Erwähnung. Das opulente Nationalmonument mit den Statuen aus Carrara-Marmor gilt als Symbol der Stadt Matanzas, steht für all den Glanz und Glamour der vergangenen Zeiten, als die Stadt ein Zentrum der Künstler und Intellektuellen war. 

Eröffnet wurde es 1863 und beeindruckt bis heute durch deine Architektur und den schicken Innenraum mit den drei Balkonen. Bis heute finden dort Aufführungen von klassischer Musik, Ballett und Theater statt.

Quelle: Wikimedia Commons

Bacunayagua-Brücke

Dass Matanzas die „Stadt der Brücken“ ist, wissen wir bereits – aber Brücke ist nicht gleich Brücke. Hervor sticht die Bacunayagua-Brücke, denn sie ist die höchste Brücke Kubas und bietet spektakuläre Ausblicke auf die umliegende Landschaft. 

Sie liegt etwas außerhalb der Stadt und spannt sich über die mit dichtem tropischem Gewächs bedeckte Schlucht, die der Rio Bacunayagua auf seinem Weg ins Meer gegraben hat. Vom Aussichtspunkt aus kann man nicht nur die Hügel und die Küste sehen, sondern auch 113 m in die Tiefe schauen. 

Quelle: Jennifer Chen/Unsplash

 

Apotheke aus 1882: Museo Farmacéutico

1882 gründete der Arzt Ernesto Triolet diese Apotheke im Herzen Matanzas, und bis heute ist alles so erhalten, wie es damals aussah: die schicken Holzverkleidungen und die große Theke, originale Fläschchen in allen Formen, Mörser und Destillierkolben. Es ist, wie wenn man eine Zeitreise in die Vergangenheit gemacht hätte!

Auch, wenn du dich nicht besonders für Pharmazie interessierst, bietet das Museo Farmacéutico einen faszinierenden Einblick in die Welt der Medizin der damaligen Zeit. Es illustriert einen wichtigen Teil des damaligen Lebens in einer Stadt wie Matanzas – und wie weit die Pharmazie seit dem gekommen ist.



Quelle: Puraventura

Plaza de la Vigía

Jede Stadt hat einen großen zentralen Platz, auf dem sich das Leben der Bewohner abspielt – in Matanzas erfüllt die Plaza de la Vigía diese Rolle. Nicht nur als Ausgangspunkt für Stadt-Spaziergänge ist sie ideal, sondern ist auch an sich sehenswert: Umgeben von sanierten kolonialen Gebäuden spiegelt dieser Platz historischen Reichtum der Stadt wider. 

Jedes Gebäude birgt seine eigene Geschichte als bedeutender Ort, zum Beispiel das Kunstmuseum „Museo de Arte“ und das Gebäude des einheimischen Verlages Ediciones Vigía, der wunderschöne, handgefertigte Bücher produziert.

 

Tropfsteinhöhle Cueva de Bellamar

Innerhalb der Stadt gibts Kultur und Geschichte, aber nicht weit außerhalb bringen dich die Bauwerke der Natur zum Staunen! Nur wenige Kilometer von Matanzas entfernt befindet sich die beeindruckende Tropfsteinhöhle Cueva de Bellamar. 

Dieses riesige Höhlensystem fasziniert schon seit Jahrhunderten und gilt als eine der ältesten touristischen Attraktionen Kubas. Über drei Kilometer tief winden sich die unterirdischen Gänge und Hohlräume, die mit ihren zahlreichen Stalaktiten, Stalagmiten und Tropfsteinformationen begeistern. Man kann zwar nicht überall hin vordringen, aber bis zu 700 m innerhalb der Höhle sind beleuchtet und für Besucher erschlossen.

Quelle: Canva

 

Die weißen Strände von Varadero

Varadero ist eine Stadt, die unweit von Matanzas auf der Hicacos Halbinsel liegt. Und obwohl wir in diesem Beitrag hauptsächlich ein bisschen Rampenlicht auf Matanzas richten wollen, können wir die paradiesischen Strände von Varadero auch nicht komplett ignorieren – denn sie sind nicht ohne Grund berühmt.

Zuerst waren es reiche Leute (darunter auch Al Capone), die sich in die wundervolle tropische Naturschönheit dieser Halbinsel verliebten und hier ihre Villen und Sommerhäuser bauten. Später kam der Massentourismus, und heute ist Varadero ein Hotspot für Strandresorts. Über eine halbe Million Touristen kommen jedes Jahr hier her, um die Strände von Varadero zu genießen. Und obwohl wir keine Befürworter des Massentourismus sind, müssen wir zugeben: Wer an einem weißen Sandstrand in luxuriöser Umgebung entspannen möchte, ist in Varadero richtig.

Quelle: Canva

Die Stadt hinter den Kulissen des Tourismus

Matanzas ist eine Stadt, die dich mit ihrer Authentizität, ihrer melancholisch-künstlerischen und herzlichen Atmosphäre faszinieren wird. Hier gibt es viel zu lernen, nicht nur über die Geschichte, sondern auch über das moderne Leben der Kubaner, abseits der bekannten Destinationen für Besucher und hinter den Kulissen des Tourismus.

Hast du jetzt Lust bekommen, selbst einmal durch die Gässchen von Matanzas zwischen den Kolonial-Fassaden zu schlendern? Halte die Augen offen, denn wir sind kurz davor, ein Zusatzmodul fertigzustellen, sodass du einen spannenden Abstecher nach Matanzas machen kannst, wenn du mit uns auf einer unserer Kuba-Rundreisen unterwegs bist!