Der 15. August 1914 war ein denkwürdiger Tag, der nicht nur die Geschichte Panamas, sondern auch das Leben von Millionen Menschen und Schiffen weltweit nachhaltig beeinflusst hat: Es ist der Tag, an dem der Panamakanal erstmals eröffnet wurde!
Die über 82 Kilometer lange, von Menschenhand geschaffene Wasserstraße gilt seitdem als Wunderwerk der Ingenieurskunst – und steht symbolhaft für die besondere Fähigkeit der Menschen, die Natur nach den eigenen Vorstellungen und Wünschen zu formen. Es war jedoch ein langer, beschwerlicher Weg bis zu jenem Tag, an dem das erste Schiff durch diese ruhmreichste aller Abkürzungen fuhr. Um das Jubiläum des Panamakanals zu feiern, erzählen wir dir hier von der bewegten Geschichte des Bauwerks, das Panama weltweit bekannt gemacht hat.
Wer einmal einen Blick auf die Weltkarte geworfen hat, sieht es sofort: Die riesigen Landmassen der amerikanischen Kontinente, die den Atlantik vom Pazifik trennen, schrumpfen an einer Stelle in der Mitte zu einem ganz schmalen Isthmus zusammen – und genau hier liegt Panama. Weniger als 100 km trennen die beiden Weltmeere an dieser Stelle.
Schon im 16. Jahrhundert begannen Seefahrer, wie zum Beispiel der spanische Entdecker Vasco Núñez de Balboa, davon zu träumen, genau hier einen Kanal zu bauen. Eine solche Passage zwischen Ost und West würde Schiffen nicht nur einen riesigen Umweg von 15 000 Kilometern ersparen. Ebenfalls könnten sie die gefährliche Umschiffung des Kap Hoorns vermeiden, mit seinen berühmt-berüchtigten, eisigen Gewässern und tückischen Strömungen, die über die Jahrhunderte für zahlreiche Schiffe zum Verhängnis wurden.
Doch erst im 19. Jahrhundert nahm das Projekt wirklich Gestalt an.
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Nach dem 1869 der Suezkanal eröffnet worden war, fühlte sich alle Welt dazu inspiriert, nun auch in Panama ein solch vielversprechendes Projekt umzusetzen. Ferdinand de Lesseps war der Franzose, der den Suezkanal gebaut hatte – und genau er wurde nun von seinem Heimatland nach Panama geschickt. 1891 begannen die Bauarbeiten, und der Plan schien einfach: auf Höhe des Meeresspiegels soll ein Kanal gegraben werden, ohne Schleusen.
Allerdings mussten sich die Franzosen bald ganz gewaltigen Herausforderungen stellen: In der Sumpflandschaft am Isthmus grassierten Tropenkrankheiten wie Malaria und Gelbfieber. Um den Kanal durch den kontinentalen Bergrücken zu graben, musste viel gesprengt werden – doch zahlreiche Erdrutsche im steilen Gelände schütteten die Gräben immer wieder von Neuem zu.
So kam es zu unzähligen Todesfällen. Insgesamt sollen über 22 000 Arbeiter beim Bau gestorben sein – das sind mehr als 7 pro Tag. Auch die Baukosten gerieten immer weiter aus dem Ruder, und 1889 gaben die Franzosen schließlich auf.
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Immer wieder gab es historische US-Amerikaner, die eines unter Beweis gestellt haben: sie haben ein großes Selbstvertrauen und schrecken auch vor Mammutprojekten nicht zurück. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass es Amerikaner waren, die das Projekt von de Lesseps wiederbelebten. Die schwere Geburt des Panamakanals ging in die zweite Runde.
1904 übernahmen also die USA unter der Führung von John Frank Stevens und später George W. Goethals die Baustelle und wollten die Fehler ihrer Vorgänger nicht wiederholen. Sie gingen deshalb anders an die Sache heran: es sollte kein Kanal auf Meereshöhe gegraben werden, sondern eine Wasserstraße mit einem komplexen Schleusensystem, das die Schiffe über die Höhenunterschiede der kontinentalen Wasserscheide „hinwegheben“ sollte.
Dazu musste eine circa 13 Kilometer lange Strecke direkt durch den Bergrücken gesprengt werden: der Culebra Cut, eine der größten Herausforderungen. Auch dieser Einschnitt blieb von Erdrutschen und unvorhersehbarer Problemen nicht verschont.
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Nicht nur Berge wurden für den Panamakanal versetzt, auch ein brandneuer Stausee wurde erschaffen, um die Schiffspassage möglich zu machen: der Gatún-See. Damals war es der größte künstlich angelegte Süßwassersee der Welt!
Der See war aus zwei Gründen Schlüssel zum Erfolg: Erstens mussten so weniger Kilometer Kanal gegraben werden, weil die Schiffe einen Großteil der Strecke über den See zurücklegen. Und zweitens ist das aufgestaute Wasser des Rio Chagres bis heute entscheidend für die Funktionalität des Panamakanals, denn ohne würden die drei riesigen Schleusen nicht funktionieren.
Da der Gatún-See 26 Meter höher liegt als der Meeresspiegel, sind die Schleusen jedoch unabdingbar, denn so werden die in den Kanal einfahrenden Schiffe auf die Höhe des Sees angehoben – und dann am anderen Ende wieder auf Meereshöhe hinabgelassen.
Nach Jahren zahlte sich all die Arbeit endlich aus: Der Panamakanal wurde am 15. August 1914 eröffnet.
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Der Panamakanal ist weltberühmt und ein technisches Wunder, das aus gutem Grund Besucher aus aller Welt anzieht. Wer die Gelegenheit hat, kann sich die geschichtsträchtige Wasserstraße aus verschiedenen Perspektiven anschauen:
1. Miraflores Besucherzentrum:
Hier kannst du hautnah erleben, wie riesige Schiffe durch die Schleusen manövriert werden – ein Höhepunkt, der auch auf unserem Trip zum Panamakanal selbstverständlich nicht fehlt. Das Zentrum bietet außerdem informative Ausstellungen zur Geschichte und Funktionsweise des Kanals, wobei du eine Menge lernen kannst.
2. Amador Causeway:
Dieser künstlich angelegte Damm bietet eine wunderschöne Aussicht auf die Skyline von Panama-Stadt und den Kanal. Perfekt für einen entspannten Spaziergang. Übrigens: unsere Panama-Costa Rica-Rundreise führt dich genau hier hin!
3. Gatún-Schleusen und Besucherzentrum:
Besuche die ältesten und größten Schleusen des Kanals. Ein besonderer Höhepunkt ist die Aussichtsplattform, von der aus du die Schiffe aus nächster Nähe beobachten kannst.
4. Kanalmuseum in Panama-Stadt:
Panama-Stadt lockt nicht nur mit einer charmanten, zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Altstadt, sondern auch mit einem Museum zu Ehren des Kanals. Hier gibt es eine umfangreiche Sammlung an Artefakten und interaktiven Ausstellungen zur Geschichte des Kanals und seiner Bedeutung für die Weltwirtschaft.
5. Bootstour auf dem Kanal:
Hautnah dran kommt man natürlich auf einer Bootstour auf dem Panamakanal. Beobachte mit eigenen Augen, wie die riesigen Containerschiffe sich behutsam durch den Kanal schlängeln. Auch dieses Erlebnis ist Teil unserer Panama-Costa Rica-Reiseroute!
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Der Panamakanal veränderte die Weltwirtschaft und vor allem das Leben in Panama, brachte dem Land Ruhm und Reichtum – aber die Herausforderungen sind noch lange nicht zu Ende. Da die Frachtschiffe der Welt immer größer wurden, musste der Kanal bereits vergrößert werden: 2016 wurden neue, erweiterte Schleusen eröffnet, die größere Schiffe – sogenannte Neo-Panamax-Schiffe – aufnehmen können.
Damit hat der Panamakanal wieder mehr Kapazität, was dem kleinen Land die Position Panamas als zentrales Wegekreuz des weltweiten Handels sichert.
Aber es gibt ein weiteres Problem: Wassermangel aufgrund des Klimawandels.
Der Gatún-See hat aktuell so wenig Wasser wie noch nie, was problematisch wird, wenn doch jedes Schiff rund 200 Millionen Liter Wasser braucht, um durch die Schleusen zu kommen. Lange Schiff-Staus sind deshalb keine Seltenheit mehr, aber Lösungen sind in Sicht: bereits jetzt schon werden im neuen Teil des Kanals große Anteile der Wassermengen wiederverwendet. Eins ist sicher: An diesem Knotenpunkt der Transportwege bleibt es auch in Zukunft spannend.